07.09.2008 05:30 - Am Flughafen



Die Nacht war kurz. Ich konnte sowieso nicht gut schlafen, weil ich irgendwie aufgeregt war. Dann klingelte der Wecker um 2:45 Uhr. Das Taxi hatte ich für 4 Uhr bestellt. Ich war recht schnell fertig, das Taxi war einige Minuten zu früh und so kam ich ein paar Minuten nach 4 Uhr am Flughafen an. Das Terminal öffnet gerade um 4 Uhr und somit war kaum jemand da. Darüber hinaus ist es in Hamburg doch sehr übersichtlich. Ich dachte, ich nutze die Zeit, bis die Schalter besetzt sind und checke am Automaten an. "Mit oder ohne Gepäck" stand da. Als ich aber meine Daten angegeben hatte, kam gleich meine Bordkarte heraus und ein Meldung, dass man das Gepäck doch am Schalter abgeben solle. Zu allem Überfluss hatte der blöde Automat gar nicht nach meinem Sizplatzwunsch gefragt und mir einen Platz in der Mitte aufgedruckt. "Na, das geht aber schon gut los", dachte ich mir. Dann fiel mir nicht mehr ein, ob ich den Fotoapparat eingesteckt hatte. Ich war mir ganz sicher, ihn vergessen zu haben. Endlich wurde der Schalter besetzt. Man konnte dort aber nur anstehen, wenn man schon eine Bordkarte hatte. Die hatte ich nun ja schon. Die Dame war aber sehr nett und fragte mich gleich von sich aus, ob sie mir nicht den Platz ändern solle. Das nahm ich dankend an und so hellte sich die Stimmung langsam wieder auf. Zur Not würde ich mir halt eine billige Kamera in Lissabon kaufen, dachte ich mir. Als ich aber an der Sicherheitskontrolle mein Notebook auspacken musste, sah ich, dass ich die Kamera doch eingesteckt hatte.
Jetzt sitze ich hier am Gate. Nichts ist los. Selbst das Bistro hat noch geschlossen, obwohl ich jetzt einen Kaffee gut gebrauchen könnte. Ich höre aber Jemanden werkeln und hoffe, dass da bald einer öffnet.


07.09.2008 11:00 - Im Hotel angekommen

Nun bin ich im Hotel angekommen. Es ging alles reibungslos. Der Flug war angenehm. Nur mein Portugiesisch ist wohl noch verbesserungswürdig. Beim Einsteigen traute ich mich einigermaßen selbstbewusst ein "Bom dia" loszulassen. Davin beflügelt, versuchte ich, zum Essen ein Wasser zu bestellen und meinte "Um aqua pos favor" gesagt zu haben. Als ich aber einen Apfelsaft bekam, kamen mir da Zweifel.
Nach der Landung mussten wir sehr lange auf das Gepäck warten. Ich war unsicher, ob ich meinen Koffer vielleicht übersehen habe, weil er doch neu ist und ich versäumt hatte, ein markantes Erkennungszeichen anzubringen. Nach nur zwei Fehlgriffen habe ich ihn dann aber doch gefunden.
Der Taxifahrer zum Hotel war sehr nett. Nachdem ich mein auswendig gelerntes "Para o hotel Clarion Suites por favor" losgelassen hatte, erwiderte er gleich auf englisch, ob ich das Hotel Clarion Suites meinen würde. Irgendetwas stimmt mit meinem Portugiesisch noch nicht. Wir unterhielten uns dann weiter in englisch.
Im Hotel war zu meiner Überraschung mein Zimmer schon bereit und ich konnte es gleich beziehen. Es ist wirklich schön. Komplett ausgestattet, sogar mit einer kleinen Küche.
Jetzt ziehe ich mal los und erkunde die Gegend.


07.09.2008 15:39 - Erster Eindruck und erste Blase

Jetzt bin ich wieder im Hotel angekommen, nachdem ich einmal bis zum Tejo, dem Fluß an dem Lissabon liegt, herunter und wieder hinauf gelaufen bin.
Der Sonntag ist ein ungünstiger Tag, um in einer Stadt anzukommen. Es sind nur Touristen unterwegs und man bekommt so nur einen ungefähren Eindruck vom Leben in der Stadt. Mein Hotel ist im Bankenviertel und hier haben auch die meisten Cafes heute zu. Die sind wohl mehr auf die Beschäftigten in den umliegenden Firmen ausgerichtet. Hier die ersten Eindrücke:
Der erste Platz, den ich hier gesehen habe. Gleich um die Ecke vom Hotel. Es sollten noch mehrere folgen und alle haben irgendeine Säule oder Denkmal in der Mitte.
Hier ist es der Praca Marques des Pombal.
Das ist die Mittelspur der Strasse die ich herunter gelaufen bin, die Avenida da Liberdade.
Dieser Platz wird im Volksmund "Rossio" genannt und hier beginnt das Geschäftsviertel.
Mein Blick beim ersten Galau (Milchkaffee) in einem hiesigen Cafe. (Natürlich hat der Kellner auch gleich englisch mit mir geredet)
Blick durch das Arco Monumental auf den Praca do Comércio direkt am Tejo.
Impressionen am Praca Comércio
Den ersten, der für Lissabon so typischen, Aufzüge habe ich auf dem Rückweg gesehen. Da ging es natürlich bergauf und zu allem Überfluss hatte ich versäumt, meine Schuhe zu wechseln und so machte sich die erste Blase bemerkbar.

Jetzt werde ich meine müden Füsse etwas ausruhen und nachher mal das direkte Umfeld des Hotels erkunden, ob es da eine nette Lokalität für's Abendessen gibt.


07.09.2008 22:08 - Geschafft

Was bin ich gelaufen. Zuerst bin ich zum nahegelegenen Park gegangen und habe die tolle Aussicht über die ganze Stadt genossen. Dann bin ich durch das Stadtviertel nahe dem Hotel gelaufen, um ein schönes Restaurant zu finden, aber alle hatten zu. Irgendwann bin ich zu einem Platz gekommen, auf dem gerade ein Kunsthandwerksmarkt und ein Jazzkonzert stattfand. Eine Firma verteilte kostenlose Getränke. Das hat mich gerettet, denn ich war am verdursten. Gestärkt lief ich weiter und weiter und wusste irgendwann nicht mehr wo ich war. Ich wähnte mich ganzn woanders, als ich eigentlich war. Ich hatte meine Marschgeschwindigkeit unterschätzt. Ich lief dann über den Chiado, dem Platz an dem Abends am meisten los sein soll, aber da war auch kein Lokal, das geöffnet hätte und mich reizte. In meinem Reiseführer las ich dann, dass die Portugiesen wohl erst ab 20 Uhr zum Abendessen gehen würden und es war gerade erst 18:30 Uhr. Nur sind wir hier eine Stunde zurück und meine innere Uhr signalisierte "Hunger!". Ich kam dann wieder in die Innenstadt, wo es lauter Touristenloake gibt. Ich wollte mich aber nicht alleine in so einen Riesen-Touristentempel setzen. Also lief ich weiter und weiter, bis ich schließlich wieder am Hotel ankam. Ich war kurz verlockt, den McDonalds gegenüber aufzusuchen, aber dann dachte ich mir, dass das nicht gehen würde. Also lief ich nochmal durch die Strassen rund ums Hotel und schwor mir, das erste Restaurant, das geöffnet hätte, zu betreten. Es war ein Lokal, das sich Churasceria nannte und aussah, wie eine unserer Pommesbuden minderer Qualität. Es saßen aber wohl diverse Einheimische und auch Einzelpersonen darin und so nahm ich nach kurzem Zögern all' meinen Mut zusammen und ging ginein. Es gab nur lange Tische und so musste ich mich an einen Tisch setzen, an dem schon ein Pärchen saß. Wie sich heraustellte, waren es Deutsche. Die Kellnerin sprach englisch und so bestellte ich den Vinho da Casa (eine halbe Flasche), Barbecued Chicken, Aqua sei Gas, dann später noch ein Dessert und einen Cafe. Das hatte ich mir verdient. Ich war versucht, meinen Tisch zu fotografieren, als alles angeliefert wurde, aber das habe ich mich dann doch nicht getraut. Überrascht war ich bei der Rechnung. Hat alles gerade mal 13 Euro gekostet und war auch so gar nicht so übel. Jetzt bin ich stolz auf mich, dass ich alleine in so ein Restaurant gegangen und es nachher sogar genossen habe. Dazu habe ich noch neue Blasen an den Füssen, der Wein macht mich etwas lockerer und ich bin hundemüde und aufgedreht gleichzeitig. Ich werde jetzt erstmal schlafen. Und sollte ich irgendwann aufwachen, werde ich gaaaaanz gemütlich überlegen, was ich mir morgen denn so vornehme. Nur nicht mehr soviel laufen. Das haölten meine Füsse nicht aus.


08.09.2008 08:19 - Ein neuer Morgen

Nach einer guten Nacht freue ich mich auf den neuen Tag. Die Füsse tun auch gar nicht mehr weh.


08.09.2008 14:07 - Montag ist anders

Am Montagmorgen stellt sich die Stadt ganz anders dar. Es ist Leben auf den Strassen hier im Bankenviertel und auch die Cafes haben geöffnet. Nachdem ich recht lange geschlafen habe, bin ich das kleine Cafe gleich nebenan gegangen und habe mir ein Frühstück gegönnt. Wieder hat mich der Kellner nicht verstanden. Ich muss wohl an meiner Aussprache arbeiten. Dennoch habe ich letztlich meinen Milchkaffee und ein belegtes Brötchen bekommen. Letztlich habe ich für zwei Milchkaffee und das Brötchen € 3,80 bezahlt. Dann bin ich zur U-Bahn, habe mir ein Tagesticket gekauft und bin in die Stadt gefahren. In der U-Bahn-Station gab's die "Süddeutsche Zeitung". Habe ich gleich gekauft und mich auf den Rossio gesetzt, noch einen Kaffee bestellt und Zeitung gelesen. Hach, so langsam fühle ich mich richtig wohl hier. Und siehe da, der Kellner hat mich diesmal auf Anhieb verstanden, weil ich einfach ganz selbstbeswusst "O galau i um aqua sei gas" bestellt habe. Allerdings kostet hier der Kaffee und das Wasser mehr als mein ganzes Frühstück. Ist wohl Touristenaufschlag. Aber es wird. Lissabon, ich komme!


08.09.2008 19:25 - Doch gelaufen


Ganz ohne Laufen ging es auch heute nicht, obwohl so ein Tagesticket für die U-Bahn schon sehr praktisch ist. Ich hatte mir dann aber aus dem Reiseführer einen empfohlenen Stadtspaziergang ausgesucht.
Er beginnt am Praca dos Restauradores und von dort geht es mit einem der Elevadores hinauf in das alte Stadtviertel Bairro Alto. (Bild links)
Direkt an der Bergstation ist ein sehr schöne Aussichtsterasse, von der man über die ganze Stadt sehen kann.
Dann ging es vorbei an den alten Häusern, die zum Teil aus der Nähe doch recht verfallen aussehen. Am Ende der Strasse ist ein wunderschöner Stadtpark Principe Real mit einer Uraltzeder in der Mitte, unter der die Leute auf Bänken sitzen und sich unterhalten.
Dann geht's eine schmale Strasse hinab, bis zu der Strasse gekommen bin, auf der ich gestern abend schon war. Nur weiss ich dieses Mal, wo ich bin.
In einem kleinen Cafe habe ich mir meine Mittagspause gegönnt. Den Kaffee zu bestellen, klappte schon prima, nur mit dem Essen haperte es noch. Ich wollte eigentlich ein Baguette (ist hier eher ein Brötchen) mit Salat und so. Das heisst "Sandes" und auf der Karte, die im Cafe an der Wand hing, standen einige Belage, die ich aber erst übersetzen musste. Die Kellnerin fragte aber gleich "Ham and Cheese?" und ich sagte aus Verzweiflung "Yes", obwohl ich das schon heute morgen hatte. Wenn ich die nächsten Tage nicht morgens und mittags Brötchen mit Schinken und Käse essen möchte, muss ich daran noch arbeiten.
Dann ging es weiter Richtung Chiado, dem Vergnügungsviertel Lissabons. Sozusagen am Eingang dieses Viertels sind zwei Barockkirchen und ich habe dann auch meine erste Kirche besichtigt, die wirklich beeindruckende Deckenmalereien hat.
Dann taten mir doch langsam die Füsse wieder weh und ich habe mich auf den Weg Richtung Hotel gemacht. Ich habe bestimmt total stramme Waden, wenn ich wieder zuhause ankomme.
Jetzt bereite ich mich auf den Abend vor. Mal sehen, ob ich heute mehr geöffnete Restaurants finde.



08.09.2008 22:50 - Volltrunken und satt

Wenn das hier so weitergeht, komme ich als Alkoholikerin und mit einer Allergie gegen Schinken und Käse wieder zurück. Ich habe ein Restaurant gefunden. Es trägt den Namen "Frog". Keine Ahnung warum. Als der Kellner mich fragte, ob ich die englische oder portugiesische Speisekarte wolle, habe ich (über-)mutig die portugiesische gewählt. Ich bestellte und war gespannt, ob das, was dann kommt, in etwa dem entspricht, was ich mir vorgestellt hatte. Dazu habe ich den "vinho da casa" bestellt. Diesmal "tinto", also rot. Ich muss unbedingt lernen, was "Glas" heisst. So kam eine halbe Flasche (375ml) und die haut ziemlich rein. Vorweg kommt ja immer etwas Brot und Butter, hier kam aber Brot mit Schinken und Käse überbacken! Es kam dann tatsächlich etwas, das ich bestellt haben könnte und der Wein war wirklich süffig. Nach dem obligatorischen Sombresa (Nachtisch) und dem Cafe bin ich dann zufrieden zum Hotel gewankt. Jetzt werde ich schlaf...


09.09.2008 11:55 - Langsam wird's

Ich werde routinierter. Habe ein neues Cafe zum Frühstück ausprobiert. Ich bin an die Theke gegangen, habe "O galau" bestellt, auf ein Blätterteigteil gezeigt und bin zum Tisch. Hat prima geklappt. Ok, in dem Blätterteigteil war Schinken und Käse, aber das ist nur ein kleiner Rückschlag.
Heute werde ich mich aufmachen in den Stadtteil Belem. Ist etwas ausserhalb und der Stadtteil, den die Seefahrer gegründet haben. Vielleicht besuche ich sogar mein erstes Museum. Stellt sich nur die Frage welches? Kutschen oder Schiffe? Mal sehen.


09.09.2008 17:51 - Irrungen und Wirrungen


Eigentlich wollte ich heute ja simpel dem vorgeschlagenen Spaziergang aus meinem Reiseführer folgen. Es begann auch planmäßig. Ich fuhr zum Placa do Commerciales und stieg in die angegebene Strassenbahnlinie ein. Leider war es ein moderner Zug und keine der historischen Bimmelbahnen. Alles ging gut, bis die Bahn plötzlich in ein Depot einfuhr und Männer an die Fenster klopften und uns siganlisierten, dass wir aussteigen sollten. Massen von Touristen, die mit mir unterwegs waren, setzten sich also zu Fuß in Richtung nächster Haltestelle in Bewegung und enterten den nächsten Bus, der in die gewünschte Richtung fuhr. Ich schloß mich, in Ermangelung einer besseren Idee, diesem Strom an. Leider konnte ich nun nicht mehr sehen, an welchen Haltestellen wir hielten und wann ich aussteigen musste. Ich konnte lediglich sehen, dass es wohl einen Unfall mit einer Strassenbahn gegeben hatte und sie deshalb nicht weiter fahren konnte. So stieg ich einfach aus, als alle ausstiegen. Dort versuchte ich dann heraus zu finden, wo ich war und wie das wohl zu dem geplanten Spaziergang passte.
Ich stellte fest, dass ich am Hieronymuskloster war. Direkt daneben ist das Marinemuseum, dass ich ja für einen Besuch ins Auge gefasst hatte. Es sollte allerdings ursprünglich in der Mitte meines Weges und nicht an dessen Beginn liegen. Das war mir noch zu früh für einen Museumsbesuch und so entschloss ich mich, den geplanten Weg aufzunehmen.
Irgendwie passte aber die Erklärung aus meinem Führer nicht zu dem, was ich sah. Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass ich den Weg in die umgekehrte Richtung gegangen war. Das Kutschenmuseum, dass ich ja als museale Alternative auserkoren hatte, lag somit genau am anderen Ende des Weges. Ich war stattdessen an Torre de Bellem.
Von dort machte ich mich dann wieder auf den Rückweg, überlegend, welches Museum ich denn nun besuchen wollte. Irgendwie konnte ich mich weder für Schiffe noch für Kutschen begeistern und so entschloss ich mich, die moderne Kunstsammlung, die ebenfalls auf meinem Weg lag, zu besuchen. Ist immerhin ein besonderer Insider-Tipp in meinem Reiseführer.
Der Eintritt ist nicht nur frei, es waren auch kaum Menschen dort. Nach all' den Touristenströmen empfand ich dies als äusserst angenehm. Leider empfing mich aber eine nette junge Dame am Eingang und erläuterte mir, dass die Kunstsammlung leider derzeit neu aufgebaut wird. Stattdessen gäbe es nur eine kleine Austellung von Malereien von Schriftstellern. Ich habe sie besucht und wie es sich für eine gute Ausstellung gehört, kam ich mit neuen Erkenntnissen heraus. Drei, um es genau zu sagen:
1. Es gibt jede Menge Schriftsteller, von denen ich noch nie gehört habe.
2. Wenn sie so schreiben, wie sie malen, dann wundert mich das auch nicht.
3. Schriftsteller haben teilweise eine sehr schmutzige Phantasie.

Stolz auf meinen Exkurs in die Welt der Kunst, aber dem Touristenrummel überdrüssig, entschloss ich mich, ein ruhigeres Plätzchen aufzusuchen. In meinem Reiseführer hatte ich von einem kleinen Cafe noch oberhalb des Stadteils, wo mein Hotel ist, gelesen. Dorthin sollten sich also kaum Touristen verschlagen. Das wollte ich aufsuchen. Ich kaufte mir also eine deutsche Zeitung als Lektüre, stieg in die Strassenbahn, die nun wieder die ganze Strecke fuhr und machte mich auf den Weg.
An der gewünschten U-Bahn-Haltestelle angekommen, suchte ich einen Ausgang, der in Richtung des Cafes führen sollte. Ich fand aber keinen. Stattdessen landete ich in einem riesigen Einkaufszentrum, aus dem es anscheinend kein Entrinnen gab. Es gab lauter Schilder, die zu Fachabteilung, zum Supermarkt oder zum angeschlossenen Kinozentrum wiesen. Zu einem Ausgang wies keines. Ich fragte mich langsam, ob wohl alle Menschen, die sich dort so tummelten, hier Tag und Nacht lebten oder nur via U-Bahn an- und abfuhren. Ich flüchtete mich dann letztlich auch wieder zur U-Bahn und ging an der anderen Seite der Station hinaus. Glücklich, doch wieder Tageslicht zu sehen, suchte ich nun nach Anhaltspunkten, wo ich war und wie ich zum Cafe kommen würde. Ich umkreiste das Einkaufszentrum einmal, ohne übrigens irgendwo einen Ein- oder Ausgang zu sehen, bis ich an die Strasse kam, an der das Cafe sein sollte. Schliesslich fand ich es sogar, wenn auch nur den Hintereingang. Da ich aber keine Lust verspürte, weiter zu suchen, nahm ich einfach diesen. Ich fiel aber nicht groß auf.
Gestählt durch die Erfahrungen, stellte die Essensbestellung auf portugiesisch keine Herausforderung mehr dar. Ich bekam auch alles Gewünschte. Der Kellner sprach nur portugiesisch mit mir und in meinem Sandes Frango war kein bißchen Schinken und Käse. Ich saß an einem schattigen Plätzchen, mit Blick über einen kleinen künstlichen Teich. Vöglein gesellten sich zu meinen Füßen und über den Baumwipfeln des kleinen Wäldchens vor mir, sah ich die große portugiesische Flagge und die Spitze des Monumentes, die ich doch schon am Sonntag gesehen hatte. Nur von der anderen Seite. Dieses nette Cafe ist also nur 500 m oberhalb meines Hotels und ich hätte mir die Sucherei sparen können. Aber man lernt halt nie aus.



09.09.2008 21:43 - Ohne Fleisch, aber schnell

Heute abend habe ich mich zum Besuch eines vegetarischen Restaurants entschlossen, dass in meinem Reiseführer steht. Ich wurde an einem Tisch gleich neben einem Paar platziert. Wie sich herausstellte, waren es Deutsche. Ich spielte mit dem Gedanken, sie anzusprechen, genoss es dann aber doch, dass sie keine Ahnung hatten, das ich sie verstehe. Das Essen war ok, kam nur sehr schnell. Mir war heute aber nicht schwerem Fleisch oder Fisch. Morgen werde ich nochmal zuschlagen. Jetzt gehe ich zurück ins Hotel und wenn der Supermarkt auf dem Weg noch auf hat, kaufe ich mir noch etwas Süßes und vielleicht ein Fläschen Wein als Betthupferl.


10.09.2008 11:54 - Leichter Hänger

Heute morgen habe ich einen leichten Hänger. Der Reflex, gar nicht aufzustehen und mich im Hotelzimmer einzuigeln, war stark. Dann dachte ich mir, dass ich eh' nur noch heute als vollen Tag hier habe und ich das Beste daraus machen sollte. Also bin ich raus ins Cafe um die Ecke. Jetzt steht der galau und ein Croissant mit Schinken (habe ich bewusst so bestellt!) vor mir. Die Bestellung war sogar Ergebnis eines kleinen Dialogs mit dem Kellner. Dieser Erfolgserlebnis gibt mir dann doch wieder etwas Auftrieb.
Eigentlich hatte ich für heute den Aufstieg zum Castelle sa Jorge geplant. Ist schließlich die Wiege Lissabons. Aber so recht ist mir noch nicht nach großen Wanderungen. Vielleicht hole ich mir auch erstmal eine Zeitung und gehe zu dem süßen Platz mi der Zeder, den ich vorgestern entdeckt habe. Jetzt erstmal Kaffee trinken.


10.09.2008 13:53 - Entspannt

Nun sitze ich an meinem definitiven Lieblingsplatz in Lissabon, habe die Zeitung gelesen, lausch der Musik, die vom Kiosk an der Ecke kommt und den Gesprächen, der Leute - ausnahmslos Einheimische - um mich herum. Es ist ein schönes Gefühl der Freiheit, dies hier geniessen zu können. Vielleicht mache ich mich jetzt doch noch auf ins Alfalma. Oder nehme ich erst noch einen Kaffee? Wer weiß.


10.09.2008 14:14 - Es ist ...

... doch der Kaffee geworden. Irgendwie habe ich keine Lust, in der Mittagssonne hoch zum Castello zu klettern. Vielleicht heute nachmittag. Vielleicht.


10.09.2008 18:07 - Doch gemacht

Ich habe den Aufstieg zum Castello nun doch noch gemacht. Die Führung dadurch habe ich mir aber erspart. Dieses alte Viertel hat lauter kleine Gäschen und Treppen von einer Strasse zur anderen. Leider sind viele Häuser doch sehr verfallen und man wundert sich, dass da noch Leute wohnen. Mich würde schon interessieren, ob es darin moderner ist. Manchmal war ich auch überrascht, dass hinter einer alten Fassade auch schonmal eine ganz moderne Firma sitzt.
Jetzt bin ich wieder im Hotel. Heute abend werde ich mal aufbrezeln. Einmal möchte ich dann doch mit den vielen attraktiven Portugiesinnen mithalten. Dann werde ich etwas ausserhalb des zentrums, fernab vom Tourismus, eines der noch ursprünglichen Restaurants besuchen und es mir am letzten Abend möglichst gut gehen lassen.


10.09.2008 22:27 - Satt und zufrieden

Soeben habe ich das beste Essen meines Aufenthaltes genossen. Eine vorzügliche Dorade. Das Lokal ist im Norden von Lissabon, in einem Bereich wo eigentlich keine Touristen sind, ausser denen, die den gleichen Reiseführer haben. So sassen dann an meinem Nachbartisch drei deutsche Paare, aber anonsten waren nur Portugiesen dort. Leider liess mir der Kellner kaum Gelegenheit, meine paar portugiesischen Worte anzubringen. Er sprach mich immer gleich auf englisch an. Ich merke, dass ich im Training bin, die halbe Flasche Rotwein hat kaum noch Wirkung bei mir, ausser das ich mmich gerade recht wohl fühle, während ich in der U-Bahn gen Hotel rolle. Eigentlich schade, jetzt schon auf's Zimmer zu gehen.


11.09.2008 11:14 - Der letzte Tag hat begonnen

... und es regnet! Tatsächlich. Als ich aus dem Hotel kam, waren die Strassen nass und es fieselte etwas. Als ob die Stadt mir den Abschied leichter machen möchte.
Nach dem Frühstück muss ich erstmal den Koffer packen und einlagern. Dann hatte ich noch vor, etwas shoppen zu gehen. Ich habe gesehen, dass das größte Einkaufszentrum gar nicht weg vom Hotel sein muss.


11.09.2008 12:20 - Koffer sind gepackt

Die Koffer sind gepackt. Gleich noch den Kontrollrundgang machen, ob ich nichts vergessen habe und dann verlasse ich mein Domizil der letzten Tage.
Jetzt scheint auch wieder die Sonne. Mal sehen, was ich im Shopping-Center noch so entdecke.


11.09.2008 13:59 - Umentschieden

Ich habe mich doch umentschieden und bin nochmal zu meinem Lieblingsplatz gegangen. Habe mir noch einen Cafe gegönnt und etwas Zeitung gelesen. Es weht aber ein frischer Wind, der mich jetzt doch vertreibt.


11.09.2008 16:40 - Das Ende naht

Jetzt sitze ich im Hotel, die Koffer stehen bereit und ich muss nur noch das Taxi bestellen, dann geht es auf den Heimweg.
Ich war noch in einem wirklich extravaganten Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Expo-Gelände. Ich bin froh, dass ich hier keine Kleidung kaufen muss. In meiner Grösse gibt's hier wahrscheinlich gar nichts. Die Portugiesin an sich scheint es auch verspielter und rüschiger zu lieben. Überhaupt habe ich fast nur schlanke, elegante und äusserst zurecht gemachte Frauen gesehen. Ich kam mir dann schon ein wenig rustikal vor.
Jetzt rufe ich mal das Taxi.


11.09.2008 17:32 - Adeus Lisboa!

Tja, jetzt heißt es Abschied nehmen. Die Tage in Lissabon waren in vielerlei Hinsicht interessant. Die Stadt, die so anders ist als andere Städte, die ich so kenne. Manchmal wirkt sie fast dörflich, mit ihren vielen kleinen Plätzen, den Tausenden von kleinen Cafes, an deren Theken immer Menschen stehen und sich einen kleinen Cafe zwischendurch gönnen. Auf jeden Fall eine Stadt, die Lust auf mehr macht.
Für mich war die Erfahrung, es durchaus auch einige Tage in einer fremden Stadt, der Sprache nicht mächtig, aushalten zu können, ja es sogar geniessen zu können, sehr wichtig. Ich habe jedenfalls Lust bekommen, noch weitere Städte zu erobern. Und wenn keiner mitkommt, fahre ich halt alleine.
Nach Lissabon möchte ich auf jeden Fall nochmal. Bis dahin habe ich vielleicht noch etwas mehr von der Sprache gelernt und kann dadurch weitere neue Seiten entdecken. Wer weiß. Vielleicht heißt's also nur Ate brevé Lisboa!